Gebrauchte Klaviere

Was Sie wissen und beachten sollten!

 

Wenn es sich um gebrauchte Klaviere dreht, unterscheidet man grob zwischen Instrumenten die von 1850 bis 1900, 1900 bis 1940 und denen die nach 1950 produziert wurden. Ältere Instrumente ohne Hammermechanik, die vor 1850 hergestellt wurden, lassen wir hier außer acht. Diese Instrumente sind für Museen oder Sammler interessant und keinesfalls, auch nicht restauriert, für den heute üblichen häuslichen Einsatz geeignet.

Klaviergeschichte 1850 bis 1940

 
Moderne Hammermechanik

Etwa 1850 wurde die heutige Hammermechanik für Klaviere entwickelt. Bei der Hammermechanik wird durch den Tastendruck ein Hammer kurz an die Saite geschlagen. Direkt danach fällt er etwas zurück, damit die Saite frei schwingen kann. Gleichzeitig löst sich der auf der Saite liegende Dämpfer. Sobald die Taste losgelassen wird, legt sich der Dämpfer wieder auf die Saite und hindert sie am Weiterschwingen. Der Hammer geht vollständig in seine Ruheposition zurück.

 

Oderdämpfer oder Unterdämpfer – eine Frage des Klanggeschmacks
Klaviere bei denen der Dämpfer oberhalb des Hammers nahe am Rand der Saite aufliegt, werden Oberdämpfer genannt. Instrumente bei denen der Dämpfer unterhalb des Hammers mittiger auf der Saite liegt heißen Unterdämpfer.

Oberdämpfer klingen etwas länger nach und geben so ein authentisches Abbild des singend kathedralen Klangbildes, welches die alten Meister und Komponisten im Ohr hatten. Um dies beim einem Unterdämpfer erreichen zu wollen, müsste das rechte Tonhaltepedal permanent ganz leicht getreten werden (Stichwort Halbpedal).

Beim Unterdämpfer schwingen die Saiten kürzer nach. Das entspricht dem heutigen Geschmack eines kurzen trockeneren Tons. Wer ausschließlich moderne zeitgenössische Literatur oder Chart-Hits spielt, ist mit einem Klavier mit Unterdämpfer besser beraten.

KlavierAlter Oberdämpfer - Die Dämpflung der Saiten erfolgt über dem Hammer.
KlavierModerner Unterdämpfer - Die Dämpflung der Saiten erfolgt unter dem Hammer.
 

Um die Jahrhundertwende von 1900 waren dann auch die gusseisernen Panzerplatten der Klaviere soweit entwickelt um die gestiegenen Zugkräfte der Saiten aushalten zu können. Damit verbunden war ein größeres Klangvolumen.

KlavierAltes Klavier mit Holzrahmen und Oberdämpfer
KlavierModernes Klavier mit gusseisener Panzerplatte
 

Optik
Die Instrumente waren dem Möbelgeschmack der damaligen Zeit entsprechend mächtig und je nach Epoche (Gründerzeit, Jugendstil, Art déco) mit der entsprechenden Verzierung und Ornamenten versehen.

Klavier ca. 1917
Klavier ca. 1920

Technische Neuerung
Um 1900 wurden die gusseisernen Platten der Klaviere weiterentwickelt, damit sie die gestiegenen Zugkräfte der Saiten aushalten. Damit verbunden war ein größeres Klangvolumen.

Klaviergeschichte 1940 bis 1950

In der Zeit des 2. Weltkrieges und den ersten Jahren danach gab es verständlicherweise kein großes Interesse an Klavieren. Einige wenige Instrumente aus dieser Zeit sind noch vorhanden, was sicherlich auch an den kaum vorhandenen Materialien lag.

Klaviergeschichte ab 1950

Nach dem Krieg dauerte es einige Jahre, bis die Klavierproduktionen wieder aufgenommen wurden. Auf den Mangel an Wohnraum und die eingeschränkten, finanziellen Mittel der Menschen hatten die Möbelhersteller reagiert und boten schlichte, günstige Einrichtungsstücke an. Möglich wurde dies auch durch die in den 1930er Jahren erfundene Spanplatte. Diese wurden mit heimischen Hölzern wie Nussbaum furniert, die keine Verwendung im Hausbau hatten.

Etwa Anfang der 1950er Jahre begannen die ersten Hersteller wieder Klaviere zu bauen. Sie übernahmen die Idee des Möbelbaus und entwickelten dezente Klaviere ohne Konsolen und Rollen. Die Geburtsstunde der modernen Form. Noch heute ist es bei vielen Klavierbaufirmen üblich, das günstigste Instrument in dieser Optik herzustellen.

Moderne Form
ca. 1960
Moderne Form
Heute
 

Was beim Kauf eines gebrauchten Klaviers zu beachten ist!

Egal wie alt das Klavier ist, es muss technisch in Ordnung sein, damit Spielfreude aufkommt.

Die allermeisten Klaviere aus der Zeit von 1860 bis 1940 sind abgespielt. Der Restwert liegt bei 0,-- Euro. Eine vollständige, fachgerechte, technische Generalüberholung oder Restaurierung kostet 5.000,-- bis 10.000,-- Euro. Falls auch das Klaviergehäuse wieder in original Schellack handpoliert aufgearbeitet wird, fallen nochmals ähnliche Kosten an.

KlavierAltes Klavier - technisch nicht mehr ganz in Ordnung.

Zu den üblichen Reparaturen gehören: Risse im Resonanzboden spanen, Austausch des gerissenen Stimmstocks, Behebung von Rissen in der Gussplatte, Erneuerung aller Stimmnägel und Saiten, Erneuerung aller Hammerköpfe und Dämpfer, gangbarmachen der Mechanikachsen, abgespielte oder fehlende Leder und Tuche ersetzen, Erneuerung der Tastengarnierungen, Aufarbeitung eingespielter, vergilbter oder poröser Tastenbeläge, Behebung von Mottenfraß und Sporigkeit, Einstellen des Spielwerks und Pedalerie, mehrfaches Stimmen, Intonation der Hammerkopffilze uvm.

 

Instrumente die zwischen 1950 und 1990 gebaut wurden werden je nach Qualität von privat zwischen 500,-- und 10.000,-- Euro gehandelt. Meist sind umfangreiche Aufarbeitungen der Mechaniken nötig, die etwa 1.000,-- bis 2.000,-- Euro kosten, je nach Grad der Abnutzung.

Zu den üblichen Reparaturen gehören: Erneuerung aller Hammerköpfe, Erneuerung der Tastengarnierungen, gangbarmachen der Mechanikachsen, abgespielte oder fehlende Leder und Tuche ersetzen, Behebung von Mottenfraß, Einstellen des Spielwerks und Pedalerie, Stimmen, Intonation der Hammerkopffilze uvm.

Fragen Sie also unbedingt vor dem Kauf eines gebrauchten Klaviers ob es in den letzten 30 Jahren generalüberholt, restauriert oder technisch aufgearbeitet wurde. Lassen Sie sich Belege der ausgeführten Arbeiten zeigen und falls keine vorhanden sind, nehmen Sie einen gelernten Klavierbauer mit, der sich das Instrument ansieht und für Sie bewertet. Das gilt auch, wenn Sie selbst ein Klavier verkaufen möchten.

In einem Umkreis von 70km um Aschaffenburg hilft Ihnen unser Klavierbau-Meister gerne bei der Ermittlung des Wertes oder der Reparaturkosten. Termine vereinbaren Sie bitte telefonisch unter 06021/25440.

Gebrauchtinstrumente vom Klavierbau-Meister
In unserer Pianogalerie im 1. Obergeschoss bieten wir gebrauchte Klaviere verschiedenen Alters an. Bei den von uns angebotenen Gebrauchtinstrumenten sind die o.g. Aufarbeitungen ausgeführt. Dafür stehen wir mit einer zweijährigen Garantie ein.

Die Lieferung erfolgt frei Haus Erdgeschoss. Höher liegende Etagen werden nach Aufwand berechnet. Nach einer Eingewöhnungszeit (vier bis acht Wochen) wird das Instrument bei Ihnen vor Ort nochmals kostenfrei überprüft und gestimmt.

Selbstverständliche kaufen wir auch gebrauchte Klaviere an. Derzeit jedoch nur in Ausnahmefällen Instrumente die älter als 20 Jahre sind.

Wenn Sie ein Klavier der Marken Blüthner, Grotrian-Steinweg, Kawai, Pfeiffer, Sauter, Schimmel, Steinway&Sons, Wilhelm Steinberg oder Yamaha verkaufen möchten schicken Sie uns bitte eine E-Mail an info(at)musik-dressler.de mit folgenden Angaben: Hersteller, Seriennummer, Höhe, Breite, Tiefe, Farbe oder Holzart und legen diesem Schreiben einige aussagekräftige Bilder von Gehäuse und Innenleben bei.

Wir bitten um Ihr Verständnis dass wir uns jedes Klavier vor dem Ankauf ansehen möchten und daher an Angeboten die von weiter als 30 km rund um Aschaffenburg kommen nicht interessiert sind.